Wenn Veganer Fleischhunger bekommen

Kennt wohl jeder Veggie, oder? Egal, ob Vegetarier oder Veganer, immer die Diskussion mit Mischköstlern: "Warum esst ihr Fleischersatz?" Äh, ja. Weil wir es können. Simple as that. 

 

Aber um eine etwas differenzierte Antwort zu geben: Ich persönlich esse Fleischersatz dann und wann, weil ich nicht vegan geworden bin, weil mir Fleisch nicht schmeckt. Ganz ehrlich, ich fand Fleisch immer lecker. Ein leckerer Sonntagsbraten, ein medium gebratenes Steak, lange geschmortes Gulasch... einfach nur lecker. Streite ich gar nicht ab. Würde ich nie leugnen. Aber im Laufe meines Weges verknüpfe ich mit diesen Gerichten eben nicht nur ein leckeres Geschmackserlebnis, sondern bin mir um die Tragweite dessen bewusst, was mein Essen für Folgen hat. Ich habe gelernt, sprichwörtlich über meinen eigenen Tellerrand zu blicken. Und noch viel weiter. Und wenn ich heute Fleisch auf einem Teller sehe, sehe ich kein Subjekt mehr, kein Ding. Sondern ein totes Lebewesen. Ein gequältes, zu früh gestorbenes Tier. Ich habe die Zahlen der Ressourcen-Verschwendung im Kopf, die nötig ist, um dieses Tier zu ernähren. Ich weiß um die enorme Umweltbelastung, die unsere Tierhaltung mit sich bringt. Und dieses Wissen verdirbt mir den Appetit darauf. 

 

Nichtsdestotrotz mag ich den Geschmack von Fleisch. Und weiß auch, dass man ihn nie zu 100% kopieren kann. Nun ist aber unser Geschmack erlernt, anerzogen und trainiert. Und wie alles, was man erlernt, kann man auch umlernen. Das ist nicht immer einfach, das gebe ich zu. Aber es ist möglich, seinen Geschmack bewusst zu trainieren. Man muss sich einfach mal trauen, etwas Neues auszuprobieren. Und nicht beim ersten Fehlversuch wieder aufgeben. 

 

Ich habe mich durch viele Sorten Fleischersatz probiert. Manche schmecken gut, manche schmecken so überhaupt nicht. Manche schmecken sogar täuschend echt inzwischen, das muss sogar Axel hin und wieder zugeben. Inzwischen - wie schon mal erwähnt - habe ich immer seltener Lust auf Fleischersatz. Aber hin und wieder packt mich die Lust auf eine Kindheitserinnerung oder ein Gericht, dass ich früher gerne gegessen habe. Und dann schaue ich, wie ich das Gericht umsetzen kann. 

 

Neulich habe ich mich an einem tollen Rezept für ein Schoko-Kirsch-Gulasch versucht. Das gab es früher bei mir immer mit Rindergulasch. Heute nehme ich Seitan als Fleischersatz und erziele damit ziemlich gute Ergebnisse. 

Schoko-Kirsch-Gulasch mit Seitan

Zutaten: 

500 g Seitan am Stück 

1 große Zwiebel 

1 Knoblauchzehe

2 Beutel Schmorgewürz (z.B. von Sonnentor)

20 g Bitterschokolade (99% Kakao)

2 El Schwarzkirschmarmelade 

1 El Tomatenmark

1 l Gemüsebrühe (oder 800 ml und 200 ml trockener Rotwein)

2 El Sojasauce 

Bratöl

 

Zubereitung:

Seitan in Gulasch-große Würfel schneiden. Zwiebel in Würfel hacken. Knoblauch fein hacken. 

 

In einen großen Topf das Öl erhitzen und das Seitan anbraten, bis es bräunt. Zwiebeln zufügen und weiterbraten, bis auch Zwiebeln bräunen. Es sollte sich ein schöner Satz auf dem Boden bilden, aber nichts anbrennen. Knoblauch zufügen und kurz mitbraten. Tomatenmark einrühren und mit der Brühe ablöschen. Sojasauce zufügen. 

 

Schokolade zum Gulasch geben und Marmelade einrühren. Die Schmorgewürz-Beutel zugeben und mit geschlossenem Deckel mindestens 30  Minuten schmoren. Gewürz-Beutel entfernen. 

 

Dazu schmecken Knödel oder Spätzle. 


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